Staatstheater Braunschweig

„Die Walküren" von Caren Jeß



Regie und Komposition: Alexandra Holtsch
Bühne und Kostüme: Sabine Mader
Musikalische Leitung Orchester: Burkhard Bauche
Musikalische Leitung Chöre: Hubert Wild
Dramaturgie: Katharina Gerschler
Sieglinde: Saskia Taeger
Siegmund: Valentin Fruntke
Hunding: Klaus Meininger
Wotan: Georg Mitterstieler
Fricka: Saskia Petzold
Brünnhilde: Lina Witte
Walküren/Erdmuth: Julius Ferdinand Brauer, Naima Laube, Ana Yoffe
Richard Wagners Seidenhausschuh: Hubert Wild
Klavier/Pauke: Burkhard Bauche, Annika Mollat
Cello: Jan Bauer, Roxana Blaga, Natalia Costiuc
Fagott: Alfred Böhm, Annette Falk
Posaune: Heinrich Auhage, Helfried Hoyer



Caren Erdmuth Jeß hat für den Schauspielbeitrag zur »Ausweitung des Ringgebiets« ein neues Stück geschrieben.

Mit Alexandra Holtsch wird es eine Regisseurin inszenieren, die auch Musikerin ist und die sich in der Auftragskomposition

»Der Ring: Next Generation« für Elektronische Musik und Orchester an der Deutschen Oper Berlin bereits intensiv mit Richard Wagners Werk auseinandergesetzt hat.

Jeß, die mit ihrer bildstarken Sprache immer auch rhythmisch-klanglich arbeitet, geht in »Die Walküren« von den Wagnerschen Figurenkonstellationen und Motiven aus, überhöht dabei aber dessen Stoff, treibt ihn ins Groteske und lenkt den Fokus auf die weiblichen Figuren.
Sie entwickelt ihr Stück aus der chorisch geballten Wucht, Wut und Sehnsucht der Walküren heraus: In schwindelerregenden Höhen lässt sie kraftvolle Gesänge schallen, während unten die übrigen Figuren, allesamt niederen Motiven folgend, ihren aberwitzigen Beschäftigungen nachgehen.

Auswüchse einer Welt, die fern von unserer zu liegen scheint und ihr doch immer wieder befremdlich ähnelt.

Wie Jeß selbst, die sich (als ihr Alter Ego »Erdmuth«) in einigen der aufregendsten Stückpassagen – zwischen Textfläche, diskursivem Autorinnenkommentar und informativ plaudernder Regieanweisung – direkt mit der Megalomanie von Wagners Weltentwurfswollen auseinandersetzt, sind die Walküren auf Konfrontationskurs mit dem »Nationaldichter«.

So begegnen sie unter anderem in dessen sehr komischem Seidenhausschuh (gespielt vom Counter-Tenor Hubert Wild) ausgeklügelten Selbstmarketingstrategien und kontern als überzeitliches »Urgestein« patriarchale Ansprüche Wotans wie Wagners.

»Wir halten die Runen in Glut und schlagen und biegen sie, dass ihr euer Erbe nicht wiedererkennt«, drohen sie. In Jeß’ Version des Stoffes erkennt man das »Erbe« durchaus. Aber auch, dass berechtigte Fragen daran zu stellen sind.



Pressestimmen

»Das starke Ensemble nimmt alle Spiel-Optionen mutig an: Saskia Taeger und Valentin Fruntke als Wälsung-Geschwister, Saskia Petzold und Georg Mitterstieler als Familien-Oberhäupter Fricka und Wotan, Lina Witte als Brünnhilde, Kämpferin unter den Walküren… Der spektakuläre Sänger-Schauspieler Hubert Wild stützt die Inszenierung mit originalem Wagner-Gesang; ein feines kleines Ensemble um Burkhard Bauche, filigran arrangiert für Cello und Klavier, Fagott und Posaune, stützt musikalisch mit… Sabine Maders Szenerie sprengt fast das Kleine Haus in Braunschweig… Mit »Die Walküren« ist Caren Jeß ein starkes Stück weiter gekommen auf dem Weg zum ganz großen Wurf.«


Die deutsche Bühne, Michael Laages, 17.03.2023



»Dauer-Trouble im Hause Wotan: Regisseurin Alexandra Holtsch arrangiert dessen Figuren zwischen Großkitsch, Feminismus und Klimakrise neu. Clever und erstaunlich: Hier wird die Geschichte einer Zeitenwende erzählt, eines Umbruches, des Versuchs einer Art neuer Ordnung. Dazu gehört natürlich auch, den Wagner-Mythos ordentlich zu zerlegen. Und das ist oft sehr lustig… ein eigenes, kleines Stück Wahnsinn.«


Nachtkritik, 17. März 2023, Jan Fischer